Balkontagebuch – Der Westbalkon im April

Der April hat mich diesen Frühling wirklich auf Trab gehalten – ein Monat, der sowohl Herausforderungen als auch die ersten schönen Momente auf dem Balkon brachte. Es war ein wahres Abenteuer: Der Frühling ist endlich da, aber nicht ohne seine kleinen Kämpfe.
Kampf der Titanen
Gleich zu Beginn des Monats war ich mit einem Problem konfrontiert, das ich in den knapp zehn Jahren, in denen ich nun auf diesem Balkon gärtnere, noch nie erlebt habe. Gerade hatte ich mich darüber gefreut, wie kräftig meine Glockenblumen wuchsen, und trat – wie so oft – auf den Balkon, um sie zu gießen. Plötzlich stieg aus dem Topf der Glockenblume eine Taube direkt vor mir auf. Ich weiß nicht, wer mehr erschrocken ist – sie oder ich. Was darauf folgte, war ein nicht ganz einfacher Kampf. Eins vorweg: Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass auch Tauben einen Platz zur Aufzucht ihrer Jungen brauchen – und irgendwo fühlte ich mich sogar geehrt, dass sie ausgerechnet meinen Balkon dafür ausgewählt hatten. Aber bei aller Tierliebe konnte ich keinen Taubenschlag zulassen. Zum einen, weil meine Glockenblume wohl kaum überlebt hätte, wenn wochenlang ein Taubenpopo auf ihr gesessen wäre. Zum anderen liegt der Topf direkt neben meinem Schlafzimmerfenster – genau dort, wo ich normalerweise meine Wäsche trockne. Kurzum: Es entbrannte ein kleiner Abwehrkampf, den ich – so wie es aussieht – fürs Erste gewonnen habe. Auch Dank meiner beiden Wächter Hubert und Heinrich (so hab ich die beiden Plastikraben genannt, die am Balkon wachen).

Kaum war der Kampf mit den Tauben halbwegs unter Kontrolle, tauchten auch schon die nächsten Besucher auf: Ameisen. Und zwar mitten in meiner Clematis. Das Problem mit Ameisen ist nicht unbedingt ihre bloße Anwesenheit – aber ihre Tunnel graben sie gern direkt im Wurzelbereich der Pflanzen, was den empfindlichen Wurzeln ernsthaft zusetzen kann. Im schlimmsten Fall führt das sogar zum Absterben der Pflanze. Und als wäre das nicht schon genug gewesen, meldeten sich zum Monatsende hin auch noch die Wespen. Sie hatten sich eine baulich bedingte Ritze in der Balkondecke ausgesucht, um dort mit dem Nestbau zu beginnen. Keine Sorge – ich habe weder einen Ameisenstaat noch ein Wespennest zerstört (was ja auch gar nicht erlaubt wäre). Zum Glück habe ich beides früh genug entdeckt, um rechtzeitig und tierfreundlich einzugreifen. Ach ja, und dann war da auch noch die Nacktschneckeninvasion (ja, auch auf dem Balkon kann man ein Schneckenproblem haben). Diese Biester haben die Blätter meiner neugekauften Schneerose unten am Stengelansatz abgefressen. Jetzt steht da nur ein Topf mit Erde mehr und ich hoffe, dass sie nochmals austreibt. Zwischenzeitlich sammle ich alle Nacktschnecken, die ich finde, ab.
Der Balkon lebt auf
Trotz dieser kleinen Ärgernisse gab es aber auch schöne Momente. Es wurde endlich bunt auf dem Balkon! Ganz besonders gefreut hab ich mich über die ersten Blüten des Lungenkrauts (Pulmonaria). Dieses kleine Pflänzlein hat sich im Herbst ganz heimlich in mein Herz – und auf meinen Balkon – geschlichen. Es war ein blinder Passagier, der sich im Wurzelballen einer anderen Pflanze versteckt hatte. Ich habe es entdeckt, vorsichtig vom Wurzelstock getrennt und in einen eigenen Topf gesetzt. Jetzt bedankt es sich mit zarten Blüten und zeigt, wie schön ungeplante Gartengeschenke sein können.

Die Gämswurz (Doronicum orientale) bringt mit ihren strahlend gelben Blüten ein Stück Frühlingssonne auf den Balkon. Sie gehört zu den ersten Stauden, die ihre Farbe zeigen – und macht damit einfach gute Laune. Gerade in einem Monat, in dem so viel los war, ist sie ein freundlicher, verlässlicher Farbtupfer und auch wichtige Futterpflanze für Insekten.

Gegen Ende April neigt sich die Blütezeit der meisten Frühlingsblumen langsam dem Ende zu. Bei mir zählen die Traubenhyazinthen (Muscari) zu den letzten, die noch einmal richtig Farbe zeigen. Mit ihren leuchtend blauen Blüten sind sie zwar klein, aber ausgesprochen wirkungsvoll – ein echter Hingucker im Frühling. Ich habe sie gezielt in einige meiner großen Kübel gesetzt, damit sie schon früh im Jahr für Farbtupfer sorgen. Und nicht nur ich habe mich daran gefreut: Auch die Wildbienen waren begeistert.

Ein weiteres schönes Ereignis war das Treiben meiner Hostas. Die ersten zarten Triebe sind aus der Erde gesprossen und versprechen, bald in ihrer vollen Pracht mit ihren Blättern Farbe auf den Balkon zu bringen. Es ist ein kleines Wunder, wie sie aus dem scheinbar leblosen Boden hervorbrechen, fast so, als ob sie den Frühling begrüßen. Ich bin gespannt, wie sie sich weiter entwickeln werden!

Auch die neu bepflanzten Balkonkästen zeigen endlich Leben. Noch ist alles zart und im Aufbau, aber die ersten Blättchen und Knospen geben schon einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie üppig und bunt es hier (hoffentlich) bald werden wird. Der Balkon erwacht – und ich freue mich auf die kommenden Wochen!
